Von: Marc Brehme
Von Betz und Geeger - Das war der Kerwa-Montag 2024
Celine & Björn machen das Raustanzen klar und Sebastian schlägt den Geeger aus
Am gestrigen Montag der Seebacher Kerwa (02.09.24) stand traditionsgemäß das "Betz'n raustanzen" und das "Geeger ausschlogn" auf dem Programm, bevor am letzten Abend der Kerwa im Festzelt noch einmal die Band STRANGER groß aufspielte.
Zum "Betz'n austanzen" hatten sich elf Paare zusammengefunden. Die Burschen in schwarzen Hosen und weißem Hemd zogen - begleitet von einer Blaskapelle - durchs Dorf, um ihre Damen abzuholen. Die hatten ihrerseits jeweils eine weiße Schürze für ihren Burschen vorbereitet, die sie ihm dann anlegten. Die Schürzen ("Blootzscherzer") waren - so will es die Tradition - von den Kerwamädels mit Blumen, Schleifen, Stickereien und anderen Accessoires hübsch verziert worden.
Nach dem Anlegen der Schürzen machte sich die nun komplettierte Gesellschaft unter musikalischer Begleitung auf den Rückweg zum Festplatz, auf dem sich schon Hunderte Zuschauer rund um den Kerwasbaum eingefunden hatten, um dem Raustanzen beizuwohnen. Unter dem Beifall der Gäste zogen die Tanzpaare auf dem Festplatz ein und stellten sich rund um den Baum auf. Während sie diesen dann immer wieder umrundeten, trug der Bursche des jeweiligen Paares immer für eine Runde einen grünen Buschen mit bunten Bändern und gab selbst erdachte Kerwa-Sprüche zum Besten. Diese nahmen in fränkischer Mundart aktuelle Geschehnisse der Kirchweih, aus dem Dorf und der Lokalpolitik aufs Korn und brachten das Publikum mehr als einmal zum Schmunzeln. Hier eine kleine Auswahl:
Der Björn und der Hannes ham an Geeger geklaut, mit recht langa Baa
fidrifidrallala
Die ham bloß ned gwust, dass er vom falschen Stall war
holleleidri holleleidri oh
In der Seebier Gmaa geht die Politik voraus
holleleidri holleleidri oh
Etz tanzen sogar die Gmarät mit raus
holleleidri holleleidri oh
Der neue Oberortsbursch tanzt ned a mal mit raus
holleleidri holleleidri oh
Mit Kindergrößn find ma halt ka passende Frau
holleleidri holleleidri oh
Heute Mittach ham die Burschn an Jäger gebucht
holleleidri holleleidri oh
Etz wern unsre Geeger schon mit der Drohne gesucht
holleleidri holleleidri oh
Die Gma hat uns heuer a neue Musikbox spendiert
holleleidri holleleidri oh
Nächstes Jahr is die Burschnfahrt nach Malle bereits finanziert
holleleidri holleleidri oh
Ich bin etz 16 Joar Ortsbursch, es war a schöne Zeit
fidrifidralala fidrifidralala
Ich mach die 20 voll, macht euch bereit!
holleleidri holleleidri oh (Sebastian Denk)
Dann wurde der Buschen weitergerecht und das nächste Paar war an der Reihe. Die Paare umrunden so immer wieder den Kerwabaum - bis der unter einer Decke versteckte Uhrwerk schellte. Nach knapp 20 Minuten war es so weit: Als der Wecker klingelte, hielt gerade das Kerwapaar aus Björn Ziegler und Celine Vollath den Weidenbuschen in der Hand.
Nach altem Brauch würden sie nun den Betz (Schaf) erhalten, der mit diesem Ritual ausgetanzt wurde. Bei den meisten Kirchweihen wird dieser inzwischen durch nicht lebendige Preise ersetzt - so auch in Seebach. Das Paar durfte sich stattdessen über einen Bierkrug und ein Geschirrservice freuen.
Nun fanden sich die Kerwapaare beim "Geeger ausschlog'n" vor der Luftschaukel ein. Das Prinzip bei diesem Spiel: Die Kerwaburschen müssen einen dünnen Stamm von der Senkrechten aus fallen lassen und dessen oberes Ende muss dann ein kleines Ziel treffen - in diesem Fall einen Blecheimer. Damit es nicht zu einfach wird, bekommen die Kandidaten vor ihrem Versuch die Augen verbunden und werden von den anderen Burschen ein paar mal im Kreis gedreht, damit sie die Orientierung verlieren. Unter großem Aha und Gejohle gingen die Burschen an den Start. Und es dauerte in diesem Jahr gar nicht so lange, bis es einen Sieger gab. Nach weniger als einem Dutzend Versuchen schepperte der Eimer - die Stange hatte voll ins Schwarze... pardon... ins Blecherne getroffen. Gleich nach der Gratulation durch seine Burschen reckte der glückliche Gewinner Sebastian Denk den Geeger als Zeichen des Triumphes in die Höhe.
Auch hier ist es inzwischen wie beim Betz - in der Regel wechseln heutzutage keine echten Tiere mehr die Besitzer. Und so glauben wir fest daran, dass der Hahn, der kurz nach dem Jubel und mehreren verärgerten Hahnenkrähen wieder in der (mit genügend Luftlöchern versehenen!) Box verschwand, auch heute noch ein glückliches Leben führt und wieder auf dem Hofe seines Besitzers am Boden scharrt...
Fun Fact am Rande: Der "gewonnene" Geeger war ein "Nachrücker". Wie meinen? Nun ja, nachdem der ursprünglich für diese Rolle angedachte Hahn nach der Ankunft auf dem Kerwa-Gelände ausgebüchst war und vor dem Austanzen nicht wieder eingefangen werden konnte, musste kurzfristig Ersatz beschafft werden.
Nach diesem zweiten Kerwaspiel zogen die Paare nun ins Festzelt ein, denn es war Zeit für das Gewinnerpaar, den musikalischen Abend mit dem ersten Tanz zu eröffnen. Unter dem Spalier der restlichen Gesellschaft legten Björn und Celine also eine flotte Sohle aufs Parkett. Und das war gar nicht einfach, denn auch der Buschen tanzte mit. Nach den Kerwa-Paaren übernahm nun STRANGER das Kommando. Auch unser Landrat Alexander Tritthart lies es sich nicht nehmen, unserer Kerwa am Montag noch einen Besuch abzustatten, nachdem er am Freitag zum offiziellen Anstich wegen anderer Termine verhindert war. Den restlichen Abend bestimmte die Partyband, die den Besuchern zum Abschluss der diesjährigen Kerwa noch einmal bis in die späten Stunden kräftig einheizte.