Von: Marc Brehme
Bikepark mit Pumptrack in Großenseebach eingeweiht
Neues Freizeitangebot lockte Hunderte Besucher zur Eröffnungsveranstaltung
Gerade für die vielen jugendlichen Besucher war das Warten, bis endlich das obligatorische Band zur Eröffnung durchschnitten wurde, eine Qual. Schon lange vor dem offiziellen Termin um 14 Uhr fanden sich Dutzende Kids mit BMX-Rädern an der Streuobstwiese in Großenseebach ein und konnten kaum erwarten, endlich in die Pedale treten zu dürfen. Hatte die Gemeinde das Gelände am Ortsausgang von Großenseebach in den letzten Jahren mit einer Streuobstwiese und einem Permakulturgarten aufgewertet, ließ sie in den vergangenen Wochen nun daneben auch noch einen Bikepark mit „Pumptrack“ errichten und hatte am gestrigen Samstag (21.10.2023) zu dessen offizieller Eröffnung eingeladen.
Dabei handelt es sich um eine besondere Radsportanlage, die als Rundkurs angelegt ist. Die Fahrer nutzen auf den wellenformigen Wegen eine Auf- und Ab-Bewegung des Körpers, um sich mit ihrem Bike fortzubewegen. Idealerweise wird dabei auf den Strecken ohne Sprünge kaum mit den Pedalen nachgeholfen. Doch was wäre eine solche Anlage ohne Erdsprünge, „Kicker“ und den großen „Whaletail“? Während Neulinge ob dieser Begriffe ins Grübel kommen, nicken die Erfahrenen begeistert und klatschen, als die Fachbegriffe in der Rede von Bürgermeister Jürgen Jäkel und Vertretern von Dirtways – den Erbauern der Anlage - fallen. Angesichts der vielen erwartungsvollen Radsportler hält der Gemeinde-Chef seine Ansprache kurz und schließt mit dem Fazit:
"Ich freue mich, dass wir mit dem Bikepark die Attraktivität in unserer Gemeinde weiter steigern, indem wir für alle Altersklassen ein weiteres Freizeitangebot im Bereich Breitensport geschaffen haben."
Nach dem obligatorischen Durchschneiden des Bandes durch den Bürgermeister gibt es eine erste Vorführung der in der Szene gut bekannten BMX-Fahrer Linus und Max. Aus den einfachen Sprüngen über die Rampen und den „Whaletail“ werden schnell Tricks. Wird anfangs noch „nur“ der Lenker im Sprung um 360 Grad gedreht, drehen sich auch bald die Fahrräder samt Fahrer in der Luft und nach reichlich Anfeuern wird aus der Fankurve auch der berüchtigte „Backflip“ gefordert – ein Rückwärtssalto in der Luft. Die Menge feuert ihre Radhelden an und bejubelt die waghalsigen Manöver.
Kurz darauf ist die Strecke für die Besucher freigegeben und es gibt kein Halten mehr. Die zahlreichen Besucher erobern den „Bikepark Großenseebach“. Fahren zu Beginn erst einmal die erfahrenen Kids über den Pumptrack und später auch über die Kicker, trauen sich schon kurz darauf auch die ersten Anfänger auf die Piste. Immer unter den aufmerksamen Augen von CTBMX, die ebenfalls am Event teilnahmen. Die Herzogenauracher BMX-Schule hatten Leihräder und Leihhelme dabei und standen allen Interessierten den ganzen Nachmittag über für Fragen und Anleitung zur Seite. Ebenso wie Dirtways, deren Mitarbeiter sich ebenfalls sehr über den großen Zulauf an diesem Nachmittag freuten.
Wer gerade nicht seine Runden drehte, konnte eine leckere fränkische Bratwurst von der örtlichen Metzgerei oder zahlreiche coole Getränke von einem Drink-Bike genießen, das ebenfalls am Bikepark Station machte und dessen Softdrinks und Kaffee sichtlich guten Zulauf hatte. Dem Stand der Metzgerei ging es nicht anders. Bereits nach zwei Stunden waren die Würste ausverkauft; aber man konnte sich alternativ noch mit Käsesemmeln versorgen.
Gefahren wurde am Samstag auch noch nach der zweiten Vorführung von CTBMX – und zwar bis zum Einbruch der Dunkelheit. Und selbst dann hatten manche Kids noch nicht genug. Nicht wenige, die bei der Eröffnung weniger fahren und mehr warten mussten, weil nicht so viele gleichzeitig auf den Kurs können, verkündeten ihren Eltern, dass es mit dem Ausschlafen am Sonntag diesmal nichts würde: „Wir müssen morgen unbedingt pünktlich aufstehen! Ich möchte als Erster am Bikepark sein! Wann wird es morgen hell? Halb acht ..?“
Mit Dirtways hat ein Herzogenauracher Unternehmen die ca. 2.000 Quadratmeter große und 150.000 Euro teure Anlage im Auftrag der Gemeinde neben dem Permakulturgarten errichtet. Während der Bauzeit von ca. zweieinhalb Monaten, wurden ca. 2.000 Kubikmeter Erde bewegt, etwa 1.000 Tonnen Schotter (im Asphalt-Pumptrack) sowie einige Tonnen an Kies für Drainagen, Beton für Fundamente und Splitt-Belag für die Bahn verbaut.
Daraus entstanden ist nun der „Bikepark Großenseebach“, der aus drei Sektoren besteht. Zunächst der asphaltierte Pumptrack (Rundkurs) am Beginn des Bikeparks. Dann folgen zwei Dirt-Jumplines (Sprunghügel aus Erde). Jeweils eine für für Anfänger mit flacheren/kleineren Erdsprüngen, die andere für fortgeschrittene Fahrer mit den verschiedenen Kickern (Metallrampen-Absprünge) und dem Whaletail – die große Sprungrampe in Form des namensgebenden Walschwanzes. Die Erd-Pumptrack-Anlage (mit Splitt-Belag) kombiniert mit der sogenannten Backline, bilden den 3. Teil der Anlage. Der Clou hierbei ist, dass man die Anlage nicht verlassen und (außerhalb) zurück (zum Anfang der Anlage) schieben muss. Denn wenn Fahrer am Ende der Jumplines ankommen, können sie über die flowigen Wellen und Kurven der Backline zurück zum Beginn der Bikepark-Anlage fahren, wo sie direkt wieder eine neue Runde beginnen können.
Die Anlage ist mit drei Schildern ausgestattet. Neben dem allgemeinen Hinweis zu Verhaltensregeln und Kontakt-Telefonnummern gibt es zwei sogenannte „Skill Signs“ mit QR-Codes. Scannt man diese ab, landet man auf Youtube und kann sich Erklärungs- und Übungsvideos für die Bewegungsabläufe für Anfänger und Fortgeschrittene ansehen. Gerade Anfänger sollten das nutzen, bevor sie ihre ersten Runden drehen. Während der Bauarbeiten waren nicht nur mehrere Bagger und ein Radlader im Einsatz, sondern immer auch drei bis vier Personen aktiv am Bauprozess beteiligt. Am Tag der Asphaltierarbeiten war Dirtways sogar mit zehn Personen vor Ort.
Der Bikepark Großenseebach ist ab sofort geöffnet und für alle Interessenten zugänglich. Die Gemeinde bittet darum, die Hinweisschilder zu beachten und die Anlage pfleglich zu behandeln. Außerdem setzt nicht nur die Kommune, sondern auch Dirtways auf die Mithilfe der Nutzer. Die Erbauer hoffen, dass sich auch einige der Fahrer, die dort dauerhaft ihrem Hobby nachgehen, an der regelmäßigen Pflege beteiligen und stehen gern für eine Einweisung bereit. Dass das klappt, ist sich Lukas von Dirtways sicher, denn nicht umsonst gilt in der Szene der Spruch:
„No dig, no ride.“ *
*Übersetzt etwa: „Wer keine Schaufel in die Hand nimmt (um die Bahn, die er nutzt, instandzuhalten), sollte auch nicht fahren.“