Von: Marc Brehme
Von knackigen Karotten und vielen Fragen
Großenseebacher Grundschüler zu Besuch beim Bürgermeister
Damit alle Gäste am vergangenen Donnerstagmorgen im Sitzungssaal im Rathaus Großenseebach Platz fanden, musste der Raum zusätzlich bestuhlt werden. Schon kurz nach der Begrüßung durch den Bürgermeister knabberten die ersten Besucherinnen und Besucher an Karotten, Äpfeln und kleinen Süßigkeiten, die aus den kleinen Tüten auf den Plätzen lugten. Neugierig und aufmerksam blickten 31 Augenpaare nach vorn und lauschten den Worten von Jürgen Jäkel. Das Gemeindeoberhaupt sah sich bei diesem Termin einmal nicht Gemeinderäten, Architekten oder Mitarbeitern gegenüber, sondern Schülerinnen und Schülern der 4. Klasse der Grundschule. Sie waren an diesem Morgen mit zwei Lehrkräften ins Rathaus gekommen, um mit diesem praktischen Teil das Thema „Gemeinde“ im Fach Heimat- und Sachkunde (HSU) abzuschließen und hatten vor allem eines im Gepäck:
Wollten Sie schon immer Bürgermeister werden? Und warum wollten Sie das werden?
Wie ist es, Bürgermeister zu sein?
Warum gibt es in Großenseebach keinen Supermarkt und keinen Bäcker (mehr)?
Was passiert alles an so einem typischen Arbeitstag?
Arbeiten Sie noch nebenbei in Ihrem eigentlichen Beruf?
Hat Großenseebach eine Kläranlage?
Müssen Sie auch Steuern zahlen?
Wollten Sie schon mal als Bürgermeister kündigen?
Insbesondere auf die letzte Frage kam die Antwort des Bürgermeisters wie aus der Pistole geschossen: „Nein! Noch nie!“ Obwohl es natürlich auch immer mal wieder Momente gebe, wo der Job einmal nicht ganz so schön sei – aber das sei in jedem Beruf so, so Jürgen Jäkel.
Die Zeit der Zwiegespräche zwischen Bürgermeister, den Schulkindern und Verwaltungsmitarbeiterin Frau Müller, die in der Außenstelle Großenseebach auch als Assistenz des Bürgermeisters arbeitet, verging wie im Flug. Die kleinen Gäste bekamen viele Informationen mit auf den Weg und erfuhren aus erster Hand, wie Lokalpolitik und ihre Gremien funktionieren – vom Gemeinderat über Ausschüsse bis hin zu Verwaltungsabläufen. Was alles dahinter steckt und erledigt werden muss, bis jemand z. B. in der Mehrweckhalle eine Feier veranstalten kann und etwa auch, wie die Gemeinde mit Steuern und Gebühren Geld „verdient“, dass sie an anderer Stelle wieder für Projekte ausgeben kann. Etwa den neuen Pumptrack, die im Bau befindliche Multisportanlage oder (die erst kürzlich erhöhten) Zuschüsse für Vereinsarbeit.
Nach knapp 70 Minuten bedankten sich die Schülerinnen und Schüler bei ihren Gastgebern für die vielen Informationen und die leckeren Snacktüten, die Grundschul-Hausmeister Herbert Müller organisiert hatte. Dann wurde es wieder kurz laut im Rathaus, als sich der Schülertross wieder auf den Rückweg zur Schule machte – in den Händen jeweils ein Exemplar von „Versteh mal: Das Rathaus“ – ein Erklär-Buch für Grundschüler zum Thema politische Arbeit auf kommunaler Ebene.