"Seebachwichtel" feiern Jubiläum
50 Jahre Kinderbetreuung in Großenseebach
Für Autos war in der Schulstraße in Großenseebach am Samstag (13.05.23) kein Platz. Zwischen Schulstraße 15 (Kita) und Schulstraße 18 (Krippe) saßen Dutzende Menschen von Klein bis Groß an geschmückten Bierzeltgarnituren und ließen sich neben leckeren Bratwürsten von der örtlichen Metzgerei Schorr auch süße Leckereien wie eine besondere zweiteilige Torte schmecken. Das gebackene Kunstwerk der Krippen-Mitarbeiterinnen Kerstin Freitag und Melanie Walter bildete die Zahl „50“ ab – bestehend aus mehreren Schichten und festlich garniert mit frischem Obst und (essbaren) Blumen.
Doch auch ohne die Torte wussten die zahlreichen Gäste, die an diesem Tag in die gemeindliche Kindertageseinrichtung kamen, ganz genau, was gefeiert wird. Schließlich hatten sich Erzieherinnen, Kinder, Elternberat und viele weitere Helfer schon seit Wochen auf ihr großes Jubiläum vorbereitet und ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt.
Da es „an diesem Tag vor allem um unsere Kinder geht“, hatten sich sowohl Bürgermeister Jürgen Jäkel, der die Festivitäten eröffnete, als auch Gäste wie der stellvertretende Landrat Dr. Martin Oberle und Altbürgermeister Friedrich Hückel darauf verständigt, ihre Grußworte kurz zu halten. Und so übernahmen nach deren kurzen Grüßen und besten Wünschen schon bald darauf die derzeitigen Interims-Leiterinnen Karin Nowak und Sonja Hasic das Zepter und gaben den mehr als 130 Kindern, die derzeit in der Einrichtung betreut werden, den Startschuss für ihre Aufführung. Anstatt den obligatorischen historischen Abriss über die Entstehung und Entwicklung der Kindertageseinrichtung als Monolog vorzutragen, ging die Einrichtung einen anderen Weg. Und so wohnten die vielen Gäste im Garten der Kita einem Schauspiel der Kinder bei, bei historisch relevante Ereignisse der Kita-Entwicklung dargestellt wurden.
Angefangen von der Gründungsidee der Frauen Trumbuckis, Seliger, Goldmann und Hückel 1973 und dem Einrichten der ersten Kita im ehem. Gasthaus Herbert Müller, über den Umzug 1979 ins ehemalige Schulhaus (dem heutigen Standort), die spätere Erweiterung der Kita bis hin zum Neubau der Kinderkrippe wurde die gesamte Historie in Dialoge und Gesang verpackt. Dabei wirkten alle Gruppen der Einrichtung mit und sorgen beim Publikum für so machen Lacher. Etwa, wenn die Kita alle paar Jahre den Bürgermeister anruft, dieser flugs herbeieilt und seine Lösung des Problems „Die Kita ist schon wieder zu klein; es passen keine Kinder mehr hinein!“ lautet, das Handy zu zücken und einfach „seine Handwerker“ anzurufen, die dann auch prompt mit Ziegel und Mörtel herbeieilten. Während einige Eltern im Auditorium witzelten, doch gern auch ebenso schnell Handwerkertermine zuhause bekommen zu wollen, meinte man, so manchem Lokalpolitiker den unausgesprochenen Wunsch von den Augen ablesen zu können, manchmal auch so pragmatisch helfen zu können.
Nach der Aufführung konnte alle Kinder nach Herzenslust spielen und toben, am Glücksrad drehen, ein Wissensquiz über die Kita absolvieren, im Sandkasten nach Schätzen graben, sich auf der Hüpfburg austoben und eine Zaubershow besuchen. Und es gab wohl kaum ein Kind, das am Samstag nicht mit seinen Eltern über das Essen diskutierte. Denn noch vor „Bradwurschd“ und „Bommes“ wurde von den Kita-Kids meist ein Besuch des Eisstandes eingefordert. Sie wollten natürlich möglichst rasch den Gutschein für ihr „Carlo-Eis“ einlösen, den ihnen die Gemeinde spendiert hatte. Verständlich, denn mit einem Eis ließ sich auch prima die Wartezeit überbrücken, während sich die Kinder ein Glitzer-Tattoo machen ließen und die Eltern den „Wichtelstand“ unter die Lupe nahmen. Dort gab es allerlei Selbstgemachtes zu kaufen – von verschiedenen Marmeladen und anderen Brotaufstrichen über Blumenringe, Windspiele bis hin zu Badesalz und Tic-Tac-Toe-Spielen. Die Einnahmen daraus kommen – ebenso wie die aus den Tattoos, den im Sandkasten versteckte Schatzkisten, dem Kuchenverkauf oder dem 100-Euro-Gutschein vom Landkreis, die Dr. Oberle im Gepäck hatte – natürlich ausschließlich der Einrichtung zugute.
Insgesamt waren am Samstag etwa fünfzig Helfer:innen im Einsatz, um das große Jubiläum auszurichten. Kita-Personal, Elternbeirat, Bürgermeister und die Gemeinde - insbesondere der Bauhof -, bereiteten das Fest schon seit Wochen vor und waren seit den frühen Morgenstunden am Aufbau. Die Einrichtung, bedankt sich ausdrücklich bei allen, die mitgeholfen haben, das Fest zu einem großen Erfolg zu machen. Zitterten die Organisatoren bis kurz vor dem Start der Veranstaltung angesichts der durchwachsenen Wetterlage noch, ob alles glatt gehen würde, war ihnen am Ende Petrus aber hold und es blieb zumindest trocken.
Nach der Führung in der Kinderkrippe gaben die Erzieherinnen – übrigens alle in den neuen, von der Gemeinde gesponserten Logo-Shirts gekleidet - zum Ende der Veranstaltung noch ihr neues „Seebachwichtel-Lied“ im Garten zum Besten. Dann fiel auch endlich die Anspannung von Karin Nowak ab. „Dann können wir ja jetzt gleich das nächste Jubiläum vorbereiten“, meint die aktuelle Kita-Chefin mit einem Augenzwinkern. „2026 steht das Zehnjährige der Krippe an…“, erklärt sie und schmunzelt...
Im Großenseebach gab es seit dem 19. Jahrhundert zwei Gasthäuser; das Gasthaus Schmitt, das heute noch existiert und das Gasthaus Müller, das 1972 seinen Betrieb einstellte.
Nach der Idee der Großenseebacher Frauen Trumbuckis (Erzieherin), Seliger, Goldmann und Hückel 1973 wurde dann in dessen ehemaligen Gasträumen der erste Kindergarten der Gemeinde eingerichtet. Hier wurden 46 Kinder von den o. g. Gründerinnen und weiteren fleißigen Ortsfrauen betreut.
Als 1979 die Räume des Schulhauses frei wurden, baute die Gemeinde diese zum Kindergarten um und übernahm die Trägerschaft. 19080 konnte der neue Halbtageskindergarten schließlich bezogen werden.
1987 | Baubeginn und Erweiterung der Einrichtung |
1988 | Bezug der neuen Gruppe im 1. Stock (neues Dachgeschoss) Umstellung auf drei Ganztagsgruppen mit Mittagsbetreuung |
1990 | bekam jede Gruppe eine Zweitkraft |
1992 | Baubeginn der Erweiterung des Kindergartens; Anbau eines vierten Gruppenraums Bezug der Igelgruppe |
1994 | Umgestaltung des Außenbereichs |
1996 | Fertigstellung der Außenanlage |
1998 | Renovierung des Innenbereichs |
2016 | Neubau in der Schulstraße 18 (Kinderkrippe) |
2020 | Umbenennung der Mäusegruppe in Eulengruppe Neuausstattung der Eulengruppe |
2021 | Renovierung der Käfergruppe im 1. Stock mit Klimaanlage |
2022 | Anschaffung einer gemeinsamen Küche für die Eulen- und Käfergruppe Umbau des neuen Büros im Dachgeschoss |
2023 | Bezug der neuen Büroräume inklusive Personalzimmer/Sozialraum, Küche und Toiletten |