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Veröffentlicht am: 15.11.2022
Von Malerei, Tänzen, Bandura und der Liebe zur Heimat
Abend der ukrainischen Kunst und Kultur in Großenseebach am 13.11.22 begeisterte Besucher
Abend der Ukrainischen Kunst und Kultur in Großenseebach am 13.11.22 (2)Kathrin Jäkel
Die Ukrainerinnen begrüßten die Gäste im Veit-vom-Berg-Haus traditionell mit einem Laib Brot und Salz.

Mit „Standing Ovations“ im Veit-vom-Berg-Haus ging am Sonntag der "Abend der ukrainischen Kunst und Kultur" in Großenseebach zu Ende. Organisiert hatte die Veranstaltung Kathrin Jäkel, die sich bei der Flüchtlingshilfe engagiert und in dieser Funktion schon seit Monaten auch Dutzende ukrainische Flüchtlinge in Großenseebach betreut. Zu den Frauen und Kindern, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen waren und in Großenseebach eine sichere Bleibe gefunden haben, gehört auch Inessa Shifrina. Die Ukrainerin aus der Metropole Charkiw führte als Moderatorin auf Ukrainisch durch den kulturellen Abend und Landsfrau Victoria übersetzte für die deutschen Gäste. Das folgende zweistündige Programm konnte sich sehen und vor allem auch hören lassen. Die ukrainischen Gastgeberinnen waren größtenteils in traditionelle Gewänder mit aufwändigen Stickereien gekleidet und sagen Lieder aus der Heimat, um diese den Deutschen näherzubringen.

Doch zuvor richtete Shifrina Worte des aufrichtigen Dankes – auch stellvertretend für die anderen Flüchtlinge - an das Auditorium: „Deutschland war eines der ersten Länder, das der Ukraine die Hand gereicht hat. Millionen von Ukrainern fanden in Deutschland Schutz, Unterstützung und ein neues Dach über dem Kopf. Tausende von deutschen Familien haben Ukrainer als ihre eigenen aufgenommen. Und heute nehmen Sie bitte unsere aufrichtige Verbeugung vor Ihnen entgegen. Wir sagen danke an ganz Deutschland.“

Abend der ukrainischen Kunst und Kultur in Großenseebach am 13.11.22 (1)Kathrin Jäkel
Beim Abend der ukrainischen Kunst und Kultur in Großenseebach traten unter anderem Victoria, Victoria, Natalia, Luisa, Inessa, Valeria (v.l.n.r.) auf und brachten den deutschen Besuchern die Kultur der Ukraine näher.

Nach einem Film über die Ukraine folgten Lieder wie „Die Ukraine sind wir“, „Ich werde in die fernen Berge gehen“ oder „Sokolyata“. Ein Lied, mit dem Flüchtlinge ihrem Glauben Ausdruck verliehen, dass die Ukraine aufstehen und „dank unserer gemeinsamen Anstrengungen, dem Mut unserer Soldaten und der Unterstützung aller Länder der Welt  gewinnen wird“. Von dieser Hoffnung handelten auch der Song und das Video „Die Ukraine ist unzerbrechlich“. Es folgten ein halbes Dutzend weitere Songs und musikalische Darbietungen.

Abend der ukrainischen Kunst und Kultur in Großenseebach am 13.11.22 (4)Kathrin Jäkel
Valeria Karimova floh aus ihrer Heimat Charkiv. Die Klavierlehrerin an der dortigen Sokalsky Kindermusikschule spielt an diesem Abend am Klavier.

Begleitet wurde der Gesang an diesem Abend von der ukrainischen Pianistin Valeria Karimova. Auch sie stammt aus Charkiw und ist Klavierlehrerin an der dortigen Sokalsky Kindermusikschule. Neben der Musik ist vor allem die Malerei ihr Leben. Was mit Kinderfarben und einfachstem Papier begann, entwickelte sich in ihrem Ruhestand rasch vom Ausprobieren zum ersthaften Hobby; Karimova wurde in ihrer Heimat zu einer Künstlerin mit eigener Ausstellung und vielen Kunden in der ganzen Welt. Doch dann veränderte der Krieg ihr Leben. Vor ihrer Flucht nach Deutschland hat eine Explosion ihre Wohnung zerstört. Es gibt keine Fenster oder Türen mehr. Durch die Malerei findet sie die Kraft, die schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten und auch ein wenig Geld zu verdienen. Sie möchte so schnell wie möglich in ihr Heimatland zurückkehren und beim Aufbau helfen, denn es gibt viele Wohnungen wie ihre in der Ukraine. Wann sie ihren Wunsch wahr machen können wird, kann heute niemand sagen. Charkiw liegt an der Grenze zu Russland und wird nahezu täglich beschossen. Die Einnahmen aus den Verkäufen ihrer Bilder fließen außerdem an Kinder in der Ukraine, die von den Kriegsfolgen betroffen sind.

An diesem Abend erklang neben Gitarre und Klavier auch noch die Bandura. Dieses gezupfte Lauteninstrument hat seinen Ursprung in der Ukraine und wurde von Natalia Grabarska gespielt, die dazu das Lied „Oh, das klare Wasser sprach“ darbot. Ein Titel über die Liebe und die Ewigkeit. Doch nicht nur Bilder und Lieder hatten die Ukrainerinnen mitgebracht, sondern führten mit dem Hopak und der Kolomeyke auch noch zwei Volkstänze aus ihrer Heimat auf.

Abend der ukrainischen Kunst und Kultur in Großenseebach am 13.11.22 (3)Kathrin Jäkel
Auch Luisa gab Lieder zum Besten, unterstützt von Victoria (l.) an der Gitarre und Natalia (M.) an der Bandura.

Mit dem Schlusslied „Wir sind vereint“ brachten es die Ukrainerinnen am Ende auf den Punkt. „Es spielt keine Rolle, wo Sie geboren wurden. Es spielt keine Rolle, welche Sprache Sie sprechen oder wie viel Geld Sie in der Tasche haben. Das Wichtigste ist, immer menschlich zu bleiben“, beschloss Inessa Shifrina den kulturellen Abend mit Worten und erntete dafür tosenden Applaus vom sehr gut besetzten Saal im Veit-vom-Berg-Haus in Großenseebach.

Am Ende des Abends kamen 270 Euro Spenden zusammen und es wurden außerdem direkt vor Ort mit der Versteigerung eines Gemäldes weitere 100 Euro erzielt. Ein Dutzend weitere Bilder wurden nach der Veranstaltung, bei der Bürgermeister Jürgen Jäkel übrigens als „Aushilfs-DJ“ mitwirkte und Lieder vom PC abspielte, bereits verkauft. Einige andere  Gemälde (für je 15 Euro) sowie Fotografien warten aber im Veit-vom-Berg-Haus noch auf Ausstellungsbesucher und Käufer. Die Veranstaltung war ein so großer Erfolg, dass man bereits darüber nachdenkt, noch ein Weihnachtskonzert mit ukrainischem Essen auf die Beine zu stellen.

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